Alter Ego, Zwiegespräch

Im Zwiegespräch
die beiden,
eingetaucht in flämmendes
Flackern

Den eignen Schatten
als Alter Ego nehmen,
als Dunkles seiner selbst,
der zuhört und uns zuspricht

Nicht irriges Trugbild,
sondern Teil wahren Scheins,
Bote des Hintergründigen
in dir, in mir

Sommer

Wie die Katze auf dem Dach,
so lieg ich da,
die warmen Ziegel mein Halt

Träum von der Ägäis und
ihren Farben,
von Bullerby und Saltkråkan,
Sommerfrische auf dem Land

Der Abstieg wird verweigert,
noch nicht, nicht jetzt,
nimmermehr

Die schmale Enge

Da
geht’s durch
die Enge
zurück
gibt es nicht
bedrückend
die Angst
schnürt Atem ab
ein Fuß nach
dem anderen
Schritt
für Schritt
keine Aussicht
heißt nicht
aussichtslos
Halt durch
Glaube
ans Licht
an Dich

Pfostensteiger

Leitungen über Land,
oben am Mast,
im Winkel verspannt

Kindheitserlebnisse
blitzen auf –
Männer mit Steigeisen und Gurt,
an hohen Pfosten
klettern sie empor,
als wenn das gar nichts wär,
arbeiten, an Fuß
und Hüfte fixiert,
frei Hand
in luftiger Höh,
wettergegerbte Gesichter,
gebleichtes Haar

Vom Kinde, und
nicht nur diesem,
grenzenlos bewundert,
umgibt
sie eine Aura
von Kühnheit, Wildheit,
Abenteuer.
Sieh zu ihnen auf,
und die Gedanken sprühen,
Wunschbilder gaukeln,
färben den Tag,
den Abend ein

Für Wochen spielen, sind,
alle Kinder Pfostensteiger,
furchtlose, wilde Gesellen,
auf sich gestellt, im
Lande unterwegs.
Der elterliche Abendruf,
ungern vernommen,
verschafft Atempausen,
Nahrung, unruhigen Schlaf.
Morgen schon sind sie wieder da,
Kinder gibt es nicht, nur Vagabunden,
Kämpfer für die Sache

Wie gern wär
ich noch einmal
dabei

Am Rande des Parks

Blattwerk im Dunklen,
spärlich beschienen,
am Rande des Parks

Beschleunige meinen Schritt,
sporne mich an,
sicher ist besser, besser ist sicher

Vertreibe die Gespenster in meinem Kopf,
gehe mit festem Schritt, doch gelassen,
zeige Kontur, Statur, Unnahbarkeit

Bin auf der Hut zugleich, lass
Vor-Sicht walten, von begrenztem Nutzen,
wenn nichts zu sehen ist

Da hilft nur Lauschen,
Wittern, Ahnen, angespanntes
Lauern verkümmerter Sinne

Aufatmen, wenn die Tür ins Schloss fällt

Wohin

Rauf oder runter,
die gewendelten Stufen
im Turm.
Aufwärts, zum Licht,
hinab, ins Dunkel

Zur Spitze,
furchtlos, schwindelfrei.
In die Tiefe,
achtsam, erdverhaftet.
Sturzgefahr
in beiden Richtungen

Der letzte Weg führt
abwärts nach oben

außer sich

Jugendfoto

Wie unschuldig er ist
und jung,
langes Haar, offener Blick

Fünfzig Jahre genau
liegen zwischen ihm und mir
und mehr als tausend Kilometer

Es ist das, was einst ein Leben gewesen,
wodurch er sich mir nähert
und ich mich ihm

Das war – ich – bin’s
nicht mehr

Halt das Bild in meiner Hand
traurig, kann mich nicht lösen

Was er wohl von mir hielte –
wenn ich sein Großvater wär‘

Ich hoff‘ so sehr, er tät mich mögen