Das Fenster rechts
Wohnsilo im gelbbraunen Abendlicht
die vorletzte Etage, Fenster rechts,
Gardine etwas aufgezogen,
vor der ein großer Vogel streift,
dort lebt sie seit Jahren schon
Immerwährendes Tagein Tagaus
das Gleiche ist dasselbe, dasselbe
ist das Gleiche, nichts ist jemals anders,
die Mauern so hoch, erdrückend
die Wände
Der Käfig
kein Anruf, kein Gespräch
man sieht sie nicht,
unbemerkt unerkannt
hinterlässt sie keine Spur
Eines frühen Abends
durchbricht sie das Fenster
springt, stürzt
mit erhobenen Armen
auf den kreisenden Vogel zu
Der Zeitung war es eine Nachricht wert.
Sommer
Wie die Katze auf dem Dach,
so lieg ich da,
die warmen Ziegel mein Halt
Träum von der Ägäis und
ihren Farben,
von Bullerby und Saltkråkan,
Sommerfrische auf dem Land
Der Abstieg wird verweigert,
noch nicht, nicht jetzt,
nimmermehr
Margaritenblum
Wimmelbild.
Auf der Wiese dicht an dicht,
weißgelbgrün,
eine Perle, margarita, in sich bergend,
tritt sie in Gemeinschaft auf
Lindernd, heilsam
soll sie sein, so wird erzählt,
Schicksal spielt sie in der Liebe
Effeuiller la Marguerite:
elle m’aime, un peu, pas du tout,
Herzschlag auf Herzschlag
ihrer Blütenblätter beraubt,
sinkt sie dahin, vergeht
Ach, hätt‘ doch jemand
eine Margerite für mich,
dies liebenswerte Geschöpf,
hegen, pflegen, umsorgen
würd‘ ich sie, ihr einen Namen geben,
mit ihr sprechen,
leben
bis ans Ende meiner Tage