Ins Blau
Fetzen von Musik, Worten, Gelächter mäandern umher.
Menschen, kleine, große, junge, alte,
bunt gemischt auf dem Jahrmarktsplatz
in Trubel und Taumel.
Die zwei bewegen sich voller Schwung im Einklang,
vor geht es und zurück, hinauf und hinunter
Haare flattern im Wind, es rauscht in den Ohren.
Erst denkt man noch, man fiele.
Dann gilt nichts mehr, es ist wie ein Sog.
Einfach schwingen, lachen, weit weg von allem sein.
Und jetzt heben sie ab – fliegen,
so leicht, federleicht
Hinauf ins Blau, höher und höher,
ein Punkt, der rasend, schwindend sich entfernt.
Ein Hauch nur, eine Ahnung.
Kaum mehr als nichts.
Im Blau.
Das Blau.
Blau.
Warten
Er sitzt gerade auf dem Stuhl, dicht an dessen Kante,
die Gitarre auf den Boden gesetzt,
ruht der Hals in seiner rechten Hand,
die Augen nach vorn gerichtet,
der Blick nach innen gekehrt.
Er wartet.
Wie beinahe jeden Abend im Jahr.
Das Unbefangene einfangen –
damit auch heute gelingt, was unabdingbar ist,
damit sich das Konzert in Musik verwandelt.
Ein heller Gongschlag,
er erhebt sich und geht hinaus.
Tropfen
Tropfen, vereinzelt, fallen auf die Erde,
hinterlassen Tupfen auf dem Pflaster, auf den Wegen.
Boten eines Leben spendenden Elements
und Spuren der Vergänglichkeit in einem.
Des Regens lange Fäden ziehen umher.
Vorbei an Silhouetten von Häusern, Bäumen, eilenden Menschen.
Manche der Tropfen haben einen besonderen Klang, wenn sie aufprallen.
Mag sein, dass sie schneller sind als andere – oder schwerer.
Es könnten auch Tränen eines Engels sein, der vor Kummer weint.
Oder vor Glück.
Gleich springt jemand auf und konstatiert, dies könne ja gar nicht sein.
Also wirklich!
Wirklich?
Baum vor dem Fenster
Nacht
senkt sich über ihn
Mit dunklem Stamm
ragt er empor
aus grünen Wogen
Bewacht
von vier schlanken Ulanen
die leise zittern im Wind
ruhen seine Astgewebe,
feinste Linien,
vor sich hin
Vogelschwärme
ziehen vorüber
hoch oben am Himmel
winzige Punkte nur
ohne Gruß
Er steht
allein
in dunkler Nacht
bedarf unser
nicht
Frost
Am Morgen
waren die Fensterscheiben
übergefroren
Draußen lag Schnee
weiß und grell
darin eingezeichnet Spuren
von Vögeln und anderem Getier
Die Kälte
raubt einem den Atem
Stapfen durch den Schnee
fällt schwer mit der Zeit
Die Zeit
sie verliert sich
Minute um Minute
Sekunde für Sekunde
Kein Halt
kein Kompass
keine Richtung
Allein mit sich
dem frostigen Hauch
Lockruf der Ewigkeit