Way out

Ein Schild, handgefertigt,
unmissverständlich weist es den Weg,
zum Ausgang dort entlang

Wenn das sonst auch so einfach wäre,
bei Unsicherheit, Bedrängnis und Not
Weg-Weisung, eindeutig und klar,
Ängste, Sorgen, Gefahren
für immer gebannt

Wäre es den Preis wert –
Geborgen im Netz der Unfreiheit

Kein Way out,
den gäbe es nicht.

Blocked

Türkis blau rot
Gitter Stäbe,
funktional ornamental

Gitterstäbe unzählige
auf der Erde
sperren aus, sperren ein

eintönig zumeist, manchmal
unsichtbar, lieblos immer gebieten
blocken sie ab, kalt und eisern,

das Vordringen zum geöffneten
Waggon, in die Welt der Ungefangenen,
Glück und Freiheit,
verzweifelt
ins rettende Land

hinter dem Zaun

wo
stehst du,
diesseits oder drüben?

Danse, toi belle

Dreh dich dreh dich
dreh dich im Tanz

Kreisel dich frei
in der pirouette

Anmutig gleitest du
übers parquet

Im port de bras
strahlst du bereit

Für eine neue valse
die dich freit

Dreh dich dreh dich
im Lichterglanz

Vogelbeere, Herbst I

Gürmsch, Gürgetsch, Wiismehlbomm –
fremde Laute klingen nach
in alten Namen der Vogelbeere.

Kleiber, Gimpel, auch die Mönchsgrasmücke,
kümmert‘s nicht –
ihr Begehr, winzigen Äpfeln gleich, leuchtet
rotbackig,
lädt vielzahlig zum Verzehr.

Vogelbeere, Herbst II

Ist der Hunger gestillt,
tritt der Strauch zurück,
fügt sich ins bunte Gehölz, den lichten Hain.

Ein kurzes Zögern, Sichern,
steil katapultiert
vom Wipfel in die Höhe.

Vogelbeere, Herbst III

Flieg –
flieg über das Wasser hin,
Wolken unter, Wolken über dir.
Hinauf ins Spiegelblau, das klar und kühl dich umgibt.

Ein letztes Mal.
Es ist Herbst –
man ahnt den Winter.

Pfostensteiger

Leitungen über Land,
oben am Mast,
im Winkel verspannt.

Frühe Erinnerungen blitzen auf –
Männer mit Steigeisen und Gurt,
an hohen Pfosten
klettern sie empor,
als wenn das
gar nichts wär,
arbeiten, an Fuß
und Hüfte fixiert,
frei Hand
in luftiger Höh,
wettergegerbte Gesichter,
gebleichtes Haar.

Vom Kinde, und
nicht nur diesem,
grenzenlos bewundert,
umweht sie ein
Hauch von Kühnheit,
abenteuerlicher
Romantik.
Blick zu ihnen auf,
und die Gedanken fliegen,
Wunschbilder gaukeln,
färben den Tag, den
Abend ein.

Für Wochen spielen – sind
alle Kinder Pfostensteiger,
furchtlose, wilde Gesellen,
auf sich gestellt, im
Lande unterwegs.
Der elterliche Abendruf,
ungern vernommen,
verschafft Atempausen,
Nahrung, unruhigen Schlaf.
Morgen schon sind sie wieder da,
Kinder gibt es nicht, nur Vagabunden,
Kämpfer für die Sache.

Wie gern wär
ich noch einmal
dabei.

Stürme die Freiheit

Na Ron,
ich seh’s in deinen Augen,
wie wär’s
mit einem kleinen Ausritt

Ansatzlos gestreckter Galopp furios,
entfesselt
fort, nur fort, weit,
weit fort

Kein Blick zurück
auf die ringelstechende Haftanstalt,
Drehort grell maskierter Pein,
immerwährend kreiselnder Fron

Lauf. Lauf um dein Leben –
Stürme die Freiheit