Des Geistes

Wellen im Abendlicht
spülen beharrlich hin zum Land

Sonnengelb, nachtblau, korallenrot
türmt, wölbt sich
zieht dich in seinen Bann

ein Wolkenaquarell – zum Ende des Tages
getuscht, gefärbt, geboren

Irrlichterei
Mysterium der Natur

Des Geistes Hauch

Sally Joy

Fassade, Anstrich verblasst gealtert
Schürfstellen, Schrunden, wohin man schaut
Würdemale arbeitsreicher Vergangenheit.
Aus und vorbei, so könnt‘ es scheinen

Sally Joy, altes Mädchen,
wenn nur dein Name nicht wär:
Sally, Aufbruch, Joy, die Freude, Lust
am Stechen in See.
Bug in die Gischt, flatternde Wimpel voraus

Heut noch aufgebockt, vertäut
doch für den Hafen nicht gemacht
morgen wieder im geliebten Element.
Tage, Nächte im Auf und Ab,
Hin und Her von Wogen, Böen, Fangnetzgestrüpp

Ewig könnt’s so weitergehen,
solang die Erde sich dreht

Möve

Sturmmöwe,
Rabe des Meeres,
Pirat der Lüfte

Wagt sie die große Reise
über sturmgepeitschte See
nach Sansibar, Kap Hoorn,
Tahiti, Haifa, Finkenwerder Kutterhafen

Gelingt`s ihr loszulassen, der Sprung
ins kühne Abenteuer, Sieg über
Zweifel, Ängste, Widerstände,
und sei es ein einziges, einzigartiges Mal

Oder wählt sie das Los des Kulturfolgers,
die Brosamen zivilisierter Bequemlichkeit,
des hadernden, melancholischen Träumers –
wie bekannt einem dies doch ist,
oder nicht?

Unweit des Meeres

Steine, Muschelsplitter,
unweit des Meeres.
Das Rauschen der Wellen, die salzige Brise.
Mariner Duft weht über sie hinweg.

Glasig starres Ensemble, geschliffen
im Abrieb der Zeit, Urgestein.
Stumm kündend von längst
versunkenen Welten.

Irgendwann ist‘s für den Menschen
so weit, vergänglich, wie er ist.
Was mag bleiben von der ihm gewährten
Spanne des Wimpernschlags?