Himmelwärts

Himmelwärts die Augen
dem Gebäude starr entgegen
das sich vornüber beugt
ernst nach unten blickt
so scheint es und so ist es

Der point de vue verliert sich
im Ungewissen des Geschehens
von Ahnungen und Fragen
Beklemmung erzeugend Gedanken
die abzuschütteln das Beste wäre

Warum blitzt sie auf die düstere Szene in uns
setzt sich fest und bleibt?
Schöner leichter wäre es ohne sie
ehrlich aber nicht

Did you know

Jedes Kind
hat ein angeborenes Recht
auf Leben, sagt die UN.
Jede Stunde
stirbt eine Schulklasse
in Afrika durch Gewalt.

Eines jeden Kindes
Überleben und Entwicklung werden
größtmöglich gewährleistet, sagt die UN.
Jedes fünfte Kind
weltweit lebt mit
Krieg oder bewaffneten Konflikten.

Das gebrochene Recht
auf Leben dieses Kindes,
Tod, Verletzung, Unterdrückung,
statt Gesundheit, Fürsorge, Freiheit –
roh toben sich Ungeist Unbarmherzigkeit
Unmenschlichkeit aus

Do you know,
weißt du,
warum das so ist,
was zu tun wäre?
Sag nicht, es sei zu kompliziert,
das ist es nicht

Margaritenblum

Wimmelbild.
Margaritenblum, dicht an dicht,
eine Perle, margarita, in sich bergend.

Sozial ist sie, tritt nur in Gemeinschaft auf,
lindernd, heilsam soll sie sein,
so wird erzählt.

Schicksal spielt sie in der Liebe – effeuiller la Marguerite:
elle m’aime, un peu, pas du tout.
Herzschlag auf Herzschlag ihrer Blütenblätter beraubt,
sinkt sie dahin, vergeht.

Ach, hätt‘ doch jemand eine Margerite für mich,
dies herzgewinnende Geschöpf.
Hegen und pflegen, umsorgen würd‘ ich sie,
ihr einen Namen geben, mit ihr sprechen, leben
bis ans Ende meiner Tage.

Schwarze Holunderbeeren

Dort, wo er seine Heimstätte
wählt, von allein sich ansiedelt,
soll er am besten gedeihen.

Gewähr ihm seinen Platz,
dein Schaden wird’s nicht sein.

Der Fliederbeerbusch,
betörender Duft voller Süße,
gute Geister beherbergend, heilt er,
der Holler.

Sambucus nigra,
Hort der Magie, das Tor zum Jenseits,
verdorrend den Tod verkündet er, ist Teufelszeug,
der schwarze Holunder.

Dicht beieinander Segen und Fluch,
widerstreitend in Beeren, Blatt und Blüte,
Überlieferung, Glaube und Erkenntnis.

Bittersüßer Nachtschatten

Solanum dulcamara – bittersüßer Nachtschatten
Wortklang, Nachhall, Traumgespinst.
Gedanken spielen, schweben ein,
nicht recht zu greifen, nehmen sie gefangen,
leiten, reizen die Phantasie.

Woody Nightshade, Gewächs voller Ambivalenz.
Grazile Anmut und der Todesstoß,
lindernde Arznei, schleichendes Gift,
Flügel der Liebe, Sturz in den Schmerz –
o Romeo and Juliet – bittersweet,
Drama der Schattennacht.

Die schmale Enge

Da
geht’s durch
die Enge
zurück
gibt es nicht
bedrückend
die Angst
schnürt Atem ab
ein Fuß nach
dem anderen
Schritt
für Schritt
keine Aussicht
heißt nicht
aussichtslos
Halt durch
Glaube
ans Licht
an Dich

Utopie

Hinweis
Restaurant, London 2015

Angenommen
dieser Traum wäre
Realität

überall
weltweit
jederzeit

fact news
würden zu
fake news –

alle 10 Sekunden etwa
verhungert ein Kind,
über 800 Millionen
Menschen sind unterernährt

Terre des Hommes

Wann!

Blätter

Wie einfach die Natur dies löst,
abgestorbene Blätter mitten unter den lebenden,
Grün und Braun ein Ganzes, ineinander verwoben.

Eines Tages verweht sie der Wind.

Irgendwann muss man
loslassen.

Friede

Urquhart Castle –
Geklirr der Waffen streitender Kämpfer,
Stampfen der Rosse, Schreie der Wut,
der Anstrengung und des Sterbens.

Spielball der Mächte – die Burg wie die Menschen dereinst.

Heute besänftigt das Idyll grün geschwungener Hügel,
verlassen zwar, doch frei von Unheil und Tod.
Gedenke des einen, einzigen Lebens,
das wir, das alle haben.

Ach, Friede – verliebe den Krieg in dich.

(Foto: Detlev Hoffmann)

Der Zaun

Ein Staketenzaun.
Schutz, Abgrenzung, Hindernis.
Ort beiläufiger Gespräche,
längeren Verweilens, des Blicks hinüber.

Verbund knorriger Individuen.
Was mögen sie alles gesehen haben
oder gehört.

Unter ihnen das Erdreich –
bohrendes Gewürm, Fäulnis und das Morbide.
Dort, wo wir alle enden werden
eines fernen Tages.

Doch noch betört
der Duft blühender Kastanien,
der Nachgeschmack süßen Weines.