Danse, toi belle

Dreh dich dreh dich
dreh dich im Tanz

Kreisel dich frei
in der pirouette

Anmutig gleitest du
übers parquet

Im port de bras
strahlst du bereit

Für eine neue valse
die dich freit

Dreh dich dreh dich
im Lichterglanz

Vogelbeere, Herbst I

Gürmsch, Gürgetsch, Wiismehlbomm –
fremde Laute klingen nach
in alten Namen der Vogelbeere.

Kleiber, Gimpel, auch die Mönchsgrasmücke,
kümmert‘s nicht –
ihr Begehr, winzigen Äpfeln gleich, leuchtet
rotbackig,
lädt vielzahlig zum Verzehr.

Vogelbeere, Herbst II

Ist der Hunger gestillt,
tritt der Strauch zurück,
fügt sich ins bunte Gehölz, den lichten Hain.

Ein kurzes Zögern, Sichern,
steil katapultiert
vom Wipfel in die Höhe.

Vogelbeere, Herbst III

Flieg –
flieg über das Wasser hin,
Wolken unter, Wolken über dir.
Hinauf ins Spiegelblau, das klar und kühl dich umgibt.

Ein letztes Mal.
Es ist Herbst –
man ahnt den Winter.

Der Garten

Überbordendes Füllhorn
unbändiger Natur, strotzend
vor Reife und Kraft.
Wilder Garten Eden
lockend ohne Arg und List.

Hier wird nicht verführt, verfehlt, verwiesen.
Lass dich fallen unters
Blätterdach, ins frische Gras.
Kein Ort für Fragen.
Die Antwort ist längst da.

(Foto: Gerald Dyker)

Im Teich

Blätter im Teich.
Seerosen im Kreis.

Ein Bild der Harmonie.
Mit Frosch,
getarnt, ungeküsst.

Das will er bleiben.
Wer weiß, wie es sich
als Prinz so lebt,
in erlauchten Zirkeln.

Alles neu, alles anders.
Und diese Ansprüche, denen
man genügen muss.

Frosch im Teich.
Darauf wird er lautstark beharren.

Mit den Rosen im Chor.

Des Geistes

Wellen im Abendlicht
spülen beharrlich hin zum Land

Sonnengelb, nachtblau, korallenrot
türmt, wölbt sich
zieht dich in seinen Bann

ein Wolkenaquarell – zum Ende des Tages
getuscht, gefärbt, geboren

Irrlichterei
Mysterium der Natur

Des Geistes Hauch

Artisten im Rampenlicht

Zu schweben scheinen sie
über staunenden Halmen
wie Artisten im Rampenlicht
silberhell und voller Klarheit

Im Verborgenen das filigrane Netz
sichernd die Tautropfen
wie die Illusion von Leichtigkeit
und Zauberei

Gesponnen in der Werkstatt
der Natur, ihren Gesetzen gemäß,
überstiegen nur von der Phantasie
in dir und mir und irgendwem

kostbar und so verletzlich

Hügelkamm, Pferd und Wolke

Der Hügelkamm
das Pferd
und die Wolke

Verharren in der Atempause
zwischen Tag und Nacht
Tiefersehen im Eulenflug

Einssein
im Schattenriss
vor vergehender Helle

(Foto: Christine Dittner)