Das Faultier

Da häng ich geruhsam an Lianen und Zweigen,
schau dem Fortschritt des Mooswuchses zu.
Niemals, wirklich niemals
würde ich den Schnecken unter mir nacheifern,
die gelegentlich vorbeieilen, ja hetzen.
Wo wollen sie nur hin ohne Rast und Ruh?
Haben sie noch nie von der Endlosigkeit des Augenblicks gehört,
von der kontemplativen Frucht der Langsamkeit.
Ach, nun reicht es auch hin.
Hab wahrlich genug gedacht, gar nachgedacht.
Adieu – mein Blick versinkt im grünen Schleier des Geästs.
Gute Nacht.

(Foto: Detlev Hoffmann)



Siesta noruega

Nur mal sitzen,
sitzen und rein gar nichts tun.
Die Obhut, das Haus, die Mauer, blumengespickt,
im Rücken

Vor unseren Augen
die Landstraße, die für Abwechslung sorgt –
langweilig soll es ja nicht sein, nein nein:
jede Stunde etwa zieht jemand vorüber, 
zu Fuß – das gibt’s, mit dem Rad, auf dem Pferd,
auf einem Drachen, einer Maus, einem flatternden Papagei

Nun ist es aber gut; man wird ja noch ganz trollig

(Foto: Detlev Hoffmann)