Siesta noruega

Nur mal sitzen,
sitzen
und rein gar nichts tun,
die Obhut, das Haus,
die Mauer, blumengespickt,
im Rücken

Vor unseren Augen
die Landstraße, die für Abwechslung sorgt,
langweilig soll es ja nicht sein, nein nein:
jede Stunde etwa zieht jemand vorüber, 
zu Fuß – das gibt’s, mit dem Rad, auf dem Pferd,
auf einem Drachen, einer Maus, einem flatternden Papagei

Jetzt ist es aber gut,
man wird ja noch ganz trollig

(Foto: Detlev Hoffmann)

Sprecher: Götz van Ooyen

Das Faultier

Da häng ich
geruhsam an Lianen und an Zweigen.
Schau
dem Fortschritt des Mooswuchses zu

Niemals, wirklich niemals
würde ich den Schnecken unter mir
nacheifern,
die gelegentlich vorbeieilen, ja hetzen

Wo wollen sie nur hin ohne Rast und Ruh?

Haben sie noch nie von der Endlosigkeit
des Augenblicks gehört –

von der kontemplativen Frucht
der Langsamkeit

Ach, sei’s genug

Wahrlich,
hab viel gedacht, gar nachgedacht

Adieu –

mein Blick verträumt, schläft ein
im grünen Schleier des Geästs

Gute Nacht!

(Foto: Detlev Hoffmann)

Sprecher: Götz van Ooyen