Das Haus und die Bank

Du stehst.
Wie angewurzelt.
Überrascht,
staunend,
im Bann.

Weiß
wie die Cliffs
hier bei St. Margaret’s,
über der Bay,
strahlend elegant.

Hier wohnen.

Und so träum ich
auf der Bank am Weg
mich hinein und
hinweg zugleich.
Über’s Meer, das ich seh und hör.

Bescheiden und entrückt.

Scabiosa

Wie Lampions im Wind,
Schwämmen gleich im Ozean,
schwanken, treiben sie,
gehalten, gegründet von gräsernen Halmen

Die Botanik aber lehrt: sie siedeln an Land,
fest auf und in der Erden,
trockener Standort bevorzugt,
windgeschützt und warm

Verweht, durchnässt –
nein, das ist nicht ihr Metier.
Scabiosa, Geißblattgewächs, Kardenpflanze,
kratzig, krätzig, in zartem Pastell

Das Schöne, scheu, entzieht sich gern –
existiert nicht draußen im All ein Asteroid im Hauptgürtel,
irgendwo zwischen Mars und Jupiter,
namens (1228) Scabiosa, earth distance 2.956 au.
Was sagt man dazu?

Taglilie

Für einen Tag nur,
leuchtend rot wie gelb,
strahlt ihre Blütenpracht

Tags darauf öffnen sich andere, weitere
Knospen, Stängel, bereit für
ihren Einsatz.
Kluge Verstetigung der Blütenfolge also,
sommers über Monate, täglich, Jahr für Jahr

Taglilie, day lily,
harmonisch lässt sie das Eine ins
Andere greifen

Wozu der Mensch gar fähig ist –
denken, fühlen, beten,
zum Mond fliegen, und noch viel weiter.
Ob er von der Taglilie zu lernen vermag?
Das wäre so wunderbar wie sie selbst.

Danse, toi belle

Dreh dich dreh dich
dreh dich im Tanz

Kreisel dich frei
in der pirouette

Anmutig gleitest du
übers parquet

Im port de bras
strahlst du bereit

Für eine neue valse
die dich freit

Dreh dich dreh dich
im Lichterglanz

Artisten im Rampenlicht

Zu schweben scheinen sie
über staunenden Halmen
wie Artisten im Rampenlicht
silberhell und voller Klarheit

Im Verborgenen das filigrane Netz
sichernd die Tautropfen
wie die Illusion von Leichtigkeit
und Zauberei

Gesponnen in der Werkstatt
der Natur, ihren Gesetzen gemäß,
überstiegen nur von der Phantasie
in dir und mir und irgendwem

kostbar und so verletzlich

Hügelkamm, Pferd und Wolke

Der Hügelkamm
das Pferd
und die Wolke

Verharren in der Atempause
zwischen Tag und Nacht
Tiefersehen im Eulenflug

Einssein
im Schattenriss
vor vergehender Helle

(Foto: Christine Dittner)