Im Raum

Stühle, Hocker
situativ wie beiläufig
neben einander
zu geordnet

Askese des Raums
legt Fokus auf
Nach Denken
Sinnen Sehen

Das Ensemble
spricht lockt mich
an lässige Kultur
der Betrachtung Reflexion

Prüfung Spekulation
für sich im
Austausch mit
unter einander

Fühl mich
zugehörig – du
auch wer noch
?

Sprecher: Götz van Ooyen

Leicht

Alles schwebt
alles

Hinein gleiten
herüber
hierhin dorthin hinunter                 
auf dem Strahl des Lichts

Hinaus wehen
hinweg 
dazwischen daneben voraus
in der Leichte der Transparenz          

Fühlen
des swing im Raum

Sprecher: Götz van Ooyen

Alter Ego, Zwiegespräch

Im Zwiegespräch
die beiden,
eingetaucht in flämmendes
Flackern

Den eignen Schatten
als Alter Ego nehmen,
als Dunkles seiner selbst,
der zuhört und uns zuspricht

Nicht irriges Trugbild,
sondern Teil wahren Scheins,
Bote des Hintergründigen
in dir, in mir

Sprecher: Götz van Ooyen

Die Klinke

Alte Landkirche
Nordjütland

Poliert von tausend Händen
mit dem Türblatt vereint
gealtert im türkisfarbenen Pigment

gibt sie den Weg frei, öffnet, lädt ein
verschließt, weist ab, versperrt

Ankunft Abschied Wiederkehr
Geburt Leben Tod

Die Klinke –
damals vom Meister
kunstvoll geformt

wie ein Integral
Summen-Zeichen
des Lebens

Sprecher: Götz van Ooyen

Des Geistes

Wellen
im Abendglanz
spülen beharrlich hin zum Land

Sonnengelb, nachtblau,
korallenrot türmt, wölbt sich,
zieht dich in seinen Bann

ein Wolkenaquarell, zur Neige
des Tages getuscht, gefärbt,
geboren

Irrlichterei
Mysterium der Natur

des Geistes Hauch

Sprecher: Götz van Ooyen

Eulenflug

Der Hügelkamm
darauf das Pferd
darüber die Wolke

Verharren
in der Atempause
zwischen Tag und Nacht

Tiefersehen im Eulenflug

Einssein
im Schattenriss
vor verdunkelnder Helle

(Foto: Christine Dittner)

Sprecher: Götz van Ooyen