Am Rande des Parks

Blätterdach im Dunklen,
von Licht spärlich beschienen,
am Rande des Parks

Beschleunige meinen Schritt,
entziehe mich,
sicher ist besser, besser ist sicher

Vertreibe die Gespenster in meinem Kopf,
gehe mit festem Schritt, betont gelassen,
zeige Kontur, Statur

Lass dennoch Vor-Sicht walten,
was schwerfällt, wenn nichts
zu sehen ist

Es bleibt
Lauschen, Wittern, Ahnen,
unbeholfenes Sichern verkümmerter Sinne

Aufatmen, wenn die Tür ins Schloss fällt

Margaritenblum

Wimmelbild.
Margaritenblum, dicht an dicht,
eine Perle, margarita, in sich bergend.

Sozial ist sie, tritt nur in Gemeinschaft auf,
lindernd, heilsam soll sie sein,
so wird erzählt.

Schicksal spielt sie in der Liebe – effeuiller la Marguerite:
elle m’aime, un peu, pas du tout.
Herzschlag auf Herzschlag ihrer Blütenblätter beraubt,
sinkt sie dahin, vergeht.

Ach, hätt‘ doch jemand eine Margerite für mich,
dies herzgewinnende Geschöpf.
Hegen und pflegen, umsorgen würd‘ ich sie,
ihr einen Namen geben, mit ihr sprechen, leben
bis ans Ende meiner Tage.

Scabiosa

Wie Lampions im Wind,
Schwämmen gleich im Ozean,
schwanken, treiben sie,
gehalten, gegründet von gräsernen Halmen

Die Botanik aber lehrt: sie siedeln an Land,
fest auf und in der Erden,
trockener Standort bevorzugt,
windgeschützt und warm

Verweht, durchnässt –
nein, das ist nicht ihr Metier.
Scabiosa, Geißblattgewächs, Kardenpflanze,
kratzig, krätzig, in zartem Pastell

Das Schöne, scheu, entzieht sich gern –
existiert nicht draußen im All ein Asteroid im Hauptgürtel,
irgendwo zwischen Mars und Jupiter,
namens (1228) Scabiosa, earth distance 2.956 au.
Was sagt man dazu?

Schwarze Holunderbeeren

Dort, wo er seine Heimstätte
wählt, von allein sich ansiedelt,
soll er am besten gedeihen.

Gewähr ihm seinen Platz,
dein Schaden wird’s nicht sein.

Der Fliederbeerbusch,
betörender Duft voller Süße,
gute Geister beherbergend, heilt er,
der Holler.

Sambucus nigra,
Hort der Magie, das Tor zum Jenseits,
verdorrend den Tod verkündet er, ist Teufelszeug,
der schwarze Holunder.

Dicht beieinander Segen und Fluch,
widerstreitend in Beeren, Blatt und Blüte,
Überlieferung, Glaube und Erkenntnis.

Taglilie

Für einen Tag nur,
leuchtend rot wie gelb,
strahlt ihre Blütenpracht

Tags darauf öffnen sich andere, weitere
Knospen, Stängel, bereit für
ihren Einsatz.
Kluge Verstetigung der Blütenfolge also,
sommers über Monate, täglich, Jahr für Jahr

Taglilie, day lily,
harmonisch lässt sie das Eine ins
Andere greifen

Wozu der Mensch gar fähig ist –
denken, fühlen, beten,
zum Mond fliegen, und noch viel weiter.
Ob er von der Taglilie zu lernen vermag?
Das wäre so wunderbar wie sie selbst.

Bittersüßer Nachtschatten

Solanum dulcamara – bittersüßer Nachtschatten
Wortklang, Nachhall, Traumgespinst.
Gedanken spielen, schweben ein,
nicht recht zu greifen, nehmen sie gefangen,
leiten, reizen die Phantasie.

Woody Nightshade, Gewächs voller Ambivalenz.
Grazile Anmut und der Todesstoß,
lindernde Arznei, schleichendes Gift,
Flügel der Liebe, Sturz in den Schmerz –
o Romeo and Juliet – bittersweet,
Drama der Schattennacht.

Danse, toi belle

Dreh dich dreh dich
dreh dich im Tanz

Kreisel dich frei
in der pirouette

Anmutig gleitest du
übers parquet

Im port de bras
strahlst du bereit

Für eine neue valse
die dich freit

Dreh dich dreh dich
im Lichterglanz

Vogelbeere, Herbst I

Gürmsch, Gürgetsch, Wiismehlbomm –
fremde Laute klingen nach
in alten Namen der Vogelbeere.

Kleiber, Gimpel, auch die Mönchsgrasmücke,
kümmert‘s nicht –
ihr Begehr, winzigen Äpfeln gleich, leuchtet
rotbackig,
lädt vielzahlig zum Verzehr.

Vogelbeere, Herbst II

Ist der Hunger gestillt,
tritt der Strauch zurück,
fügt sich ins bunte Gehölz, den lichten Hain.

Ein kurzes Zögern, Sichern,
steil katapultiert
vom Wipfel in die Höhe.

Vogelbeere, Herbst III

Flieg –
flieg über das Wasser hin,
Wolken unter, Wolken über dir.
Hinauf ins Spiegelblau, das klar und kühl dich umgibt.

Ein letztes Mal.
Es ist Herbst –
man ahnt den Winter.